Geschichtswerkstatt Bräunlingen
Geschichtswerkstatt Bräunlingen

 

Geschichtsverlauf Chronologie

 

Vorbemerkung:

Diese Zeittafel erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ist zum Teil mit Informationen von Zeitzeugen gefüllt, die aufgrund fehlender Forschung (noch) nicht historisch-fachlich gesichert sind. Sie ist eine Mischung aus vorhandenen Belegen und erzählerischen, z.T. unpräzisen Elementen, an die wir jedoch erinnern wollen, denn auch solches ist Teil von Geschichte.

In Kursivschrift sind übergeordnete Geschichtsdaten erwähnt; diese helfen sehen, auf welchem größeren Hintergrund sich die Geschehnisse und Entwicklungen in Bräunlingen ereigneten.

Unsere Geschichtswerkstatt ist jederzeit offen und dankbar für Korrekturen, Präzisierungen und Erweiterungen und bittet ausdrücklich darum. Wissenschaftlich historische Forschung könnte, sofern sie realisiert würde, voraussichtlich noch sehr viel Neues ans Licht bringen. Das hier Aufgelistete sensibilisiert vielleicht für weiterführende Fragestellungen.

 

 

16.Jahrhundert

16. Jh.: urkundlich belegte Vorgänge um Menschen jüdischen Glaubens in Bräunlingen

1651: „letzte Judenaufnahme“ in Bräunlingen (Q: Balzer)

Gegen Ende des 17.Jahrhunderts tolerierten die „Habsburger“ in ihrer Herrschaft, zu denen auch die vorderösterreichische Enklave Bräunlingen von 1305 bis 1806 zählte, keine Menschen jüdischen Glaubens mehr. Im Unterschied hierzu galt die Toleranz noch eine Weile im Fürstentum Fürstenberg, welches für Geldleistungen Menschen jüdischen Glaubens bei sich aufnahm. Ab der Zeit des „Großherzogtum Baden“ war dann wieder Toleranz gegeben, so dass im 19. Jahrhundert in Baden das Judentum eine Blütezeit erlebte. Ab ca. 1880 nahm dann auch in Baden der Antisemitismus wieder zu.

 

19.Jahrhundert

24.07.1871: In Bräunlingen wird Berthold Kaufmann, Handelsmann israelitischen Glaubens aus Gailingen, ermordet (Raubmord). Täter ist der Bräunlinger Zimmermann Anton Laucher, der den Leichnam zerstückelt und unter einer Bodendiele verwahrt. Der Fall wird am 25.Oktober 1871 am Schwurgericht Konstanz verhandelt. Laucher wird zu zwanzig Jahren Zuchthausstrafe verurteilt. Seither haben die Bräunlinger den Übernamen „Schenkilisäger“.

20.Jahrhundert

1903: Dr. Eugen Balzer veröffentlicht einen „Überblick über die Geschichte der Stadt Bräunlingen“ und notiert darin auch Elemente zur örtlichen jüdischen Geschichte. Dabei erwähnt er „jetzt sind keine Juden hier ansässig“.

1905: Fa. Straub beginnt mit der Holzwoll-Produktion, der Müllereibetrieb wird 1911 eingestellt, Mehl wird noch bis zu Beginn des ersten Weltkrieges verkauft; später stellt Straub auf Wellpappe um und treibt deren Vertrieb besonders ab 1936 voran, nachdem zuvor erhebliche Investitionen und Baumaßnahmen getätigt wurden. Später erfolgt (wann?) die Einführung einer Betriebskasse für Mitarbeiter für den Fall von Verdienstausfällen.

1912: Grundsteinlegung/Bau des großen neuen Schulhauses

1914-1918 und Folgejahre: auch die Bräunlinger erfahren im und nach dem 1.Weltkrieg viel Leid
und Einschränkungen; viele Soldaten sterben; in der Folgezeit z.T. sehr ärmliche Verhältnisse. (Zeitzeugenaussage).

 

Weimarer Republik

Weimarer Zeit: es gibt in Bräunlingen drei große politische Kräfte: das Zentrum, die Liberalen Demokraten und die Sozialdemokraten. Die Kommunisten spielen keine große Rolle. Die Arbeiterschaft und andere haben ihre eigenen Vereine, es kommt immer wieder vor, dass man sich gegenseitig ‚abschmierte‘. Lokale Tageszeitungen sind der ‚Donaubote‘ (politisch an der Zentrumspartei orientiert), das ‚Donaueschinger Tagblatt‘ (demokratisch-liberal) und das ‚Schwarzwälder Tagblatt‘ (nationalsozialistisch).

In der Weimarer Zeit ist Martin Müller Bürgermeister.

 

1920er-Jahre

Anfangs 1920er-Jahre: Errichtung der Staumauer am Kirnbergsee; durch diese gerade noch rechtzeitige Maßnahme vor der nachfolgenden Inflation und dem Währungszusammenbruch „rettet“ die Stadtgemeinde einen schönen Teil ihres Vermögens und hat zudem eine kostengünstige Elektrizitätsversorgung in Eigenbesitz, während andere Gemeinden der Nachbarschaft zuschauen, wie sich ihr Vermögen in Luft auflöst.

1923: Währungszusammenbruch

Ab etwa 1928: Zeit großer Arbeitslosigkeit; die wirtschaftliche Lage ist nun auch in Bräunlingen schlecht. Es gibt private, aber auch städtische Gelegenheitsarbeiten. Anfangs der Dreißiger Jahre wird massiv getrunken, und die trinkenden Männer gehen oft nicht zum Essen heim, obwohl die Frauen gekocht haben. Nicht wenige Familien geraten in finanzielle Engpässe. (Zeitzeugen).

1920erer: Wahlergebnisse (werden noch nachgeliefert).

 

1930er-Jahre

Ende 1920er-/Anfang 1930er-Jahre (genaue Angabe folgt): Der Bräunlinger Dekan und Stadtpfarrer Julius Meister veröffentlicht im „Donaubote“, dessen Redaktion er angehört, in Abständen analytische Beiträge über die Ideologie der Nationalsozialisten.

Ende der 20er-Jahre: geht es langsam los mit den Nationalsozialisten in Bräunlingen. Es kommt vor, dass über Nacht Hakenkreuze auf die Straße gemalt werden, mit sehr guter Farbe. Es gibt auch ähnliche Aktionen von anderer Seite. (Zeitzeuge).

1930/1931: bereits ab 1928/29 geht die ‚Kampfzeit‘ los; ab 1931 gibt es in Bräunlingen eine SA; die NSDAP etabliert und entfaltet sich in Bräunlingen zunächst über die SA; zunächst wird die Hüfinger Stadtmusik zur SA-Kapelle gemacht. (Zeitzeuge)

1930erer: Wahlergebnisse (werden noch nachgeliefert).

14.09.1930 (Deutschland gesamt): Bei den Reichstagswahlen steigt die NSDAP von 12 auf 107 Mandate.

31.07.1932 (Deutschland gesamt): Die NSDAP erringt in den Reichstagswahlen 230 Mandate von insgesamt 608 Sitzen.

06.11.1932 (Deutschland gesamt): Rückgang der NSDAP bei den Reichstagswahlen auf 196 Mandate.

 

Wann (?): Theodor Weisser wird nationalsozialistischer Ortsgruppenleiter

 

1933

30.01.1933: Hindenburg beruft Hitler zum Reichskanzler

28.02.1933: Verordnung zum Schutze von Volk und Staat

05.03.1933: Letzte Reichstagswahlen mit mehreren Parteien; NSDAP 288 Sitze oder 44%

24.03.1933: Ermächtigungsgesetz

01.04.1933: Boykott jüdischer Geschäfte

02.05.1933: Aufhebung der Gewerkschaften

14.07.1933: Gesetz gegen Neubildung von Parteien (Einparteienstaat)

20.07.1933: Abschluss des Reichskonkordates mit dem Vatikan

22.09.1933: Reichskulturkammergesetz

12.11.1933: Erste Reichstagswahlen im Einparteienstaat (92% für die NSDAP)

 

„Machtergreifung“ der Nationalsozialisten; die ersten Maßnahmen, besonders zur Förderung der Wirtschaft und der Landwirtschaft, stoßen auch bei vielen Bräunlingern auf positive Resonanz.

1933 ff (genaue Zeitangaben folgen noch): Bürgermeister Martin Müller wird abgesetzt, in seiner Ehre geschmäht und in finanzielle Nöte gebracht. Auch Ratschreiber Dr. J.B. Hornung wird entlassen. Bräunlingen hat jetzt nur noch vier Nazi-Gemeinderäte, alle anderen Gemeinderäte werden abgesetzt. Der Ortsgruppenleiter übernimmt zwischenzeitlich die Amtsgeschäfte im Rathaus, bis der neue Bürgermeister nicht gewählt, sondern von der Partei eingesetzt wird. Eigentlich will der Ortsgruppenleiter auch Bürgermeister werden, aber in der NSDAP gibt es interne Spannungen inhaltlicher und persönlicher Art, so dass während der gesamten NS-Zeit die Bräunlinger Parteispitze in sich uneins ist. Im Verlauf der Parteiversammlung zur Festlegung des neuen Bürgermeisters in der ‚Restauration zum Bahnhof‘ ergibt sich parteiintern eine handfeste Schlägerei. Die führenden bräunlinger Machtpositionen sind wie folgt besetzt: Theodor Weisser als NSDAP-Ortsgruppenleiter; SA-Leitung mit Dr. Liede (Betriebsleiter der Bräunlinger MEZ-Werke), Siegfried Schmid und Paul Baumeister; Bürgermeister wird Julius Hummel und Ratsschreiber Ferdinand Hofacker, der auch als Geschäftsführer der NSDAP fungiert; Bauernführer ist Hermann Ewald; die Leitung der ‚Deutschen Arbeitsfront‘ hat Fritz Nobs; die Leitung der ‚Hitlerjugend‘ hat zunächst bis 193… Lehrer Niedermann, danach Gustav Rieber. Organisationen, die den Nazis kritisch gegenüberstehen, sind die Kolpingfamilie, die SPD und die Turnerjugend. Kirchlicherseits bezieht bis zu seinem Ortsverbot Stadtpfarrer Dekan Julius Meister klar Stellung gegen die Nazi; in der Kirche sind immer ‚Aufpasser‘ zugegen. Vikar Walter betreibt erfolgreich Jugendarbeit und zieht sich dadurch den Unmut der konkurrierenden NS-Organisationen zu. Neben Dekan Meister wird auch gegen Vikar Walter offiziell intrigiert, so dass letzterer schon im Verlauf von 1934 versetzt wird. Vikar Ley wird von Nazis vom Fahrrad heruntergezogen und es werden ihm Schläge angedroht. Es folgen danach Pfarrer und Vikare recht unterschiedlicher Art; Vikar Alfred Burger beliefert die Nazi angeblich sogar mit internen Informationen. 1934 werden von der Nazi-Jugend auf der Mauer des Grabenrings Parolen gegen die Katholische Jugend geschmiert ‚Weg mit der blauen Feuerwehr!‘. 1934/1935 spielt sich das katholische Leben der Bräunlinger Jugend nur noch ‚intern‘ ab, nach Aussen hin ist fast nichts mehr. Die Teilnahme an internationalen katholischen Jugendtreffen, z.B. in Rom, stärkt in dieser Zeit einige Bräunlinger Jugendliche, die daran teilnehmen. 1937 ist die Primiz des Bräunlinger Neupriesters Eckert mit deutlichen Einschränkungen verbunden; für die Primiz von Obergfell werden 1939 nicht einmal mehr Prozession und Musik genehmigt.

Anfangs der NS-Zeit gibt es in Bräunlingen nur ca. 20-30 Radios. Am Stadttor wird bald ein Hakenkreuzzeichen befestigt und eine Lautsprecheranlage für Bekanntmachungen, die mit Fanfarenstössen eingeleitet werden. Auch die Bräunlinger haben mit fortschreitender Zeit Angst voreinander. Wegen der GeStaPo muss man sich mit Äußerungen zurückhalten. Kämpferische Nazis gibt es in Bräunlingen einige. Dies äussert sich sprachlich durch Belästigungen u.s.w. In der Bevölkerung wird über eine vermeintliche ‚Liste‘ gerätselt. (Zeitzeugen)

Wann (?): Umbenennung einiger Bräunlinger Straßen mit nationalsozialistischen Namen. (Welche Namen, welche Straßen?)

Ab 1933: der Schulbetrieb ist nationalsozialistisch geprägt; die Hitlerjugend wird von Lehrer Niedermann geführt, später von Gustav Rieber. Samstags ist schulfrei, damit man bei den Pimpfen, Jungvolk und Hitlerjugend mitmachen kann. Wer nicht zu den NS-Veranstaltungen geht, muss stattdessen zur Schule. Im Samstagsunterricht sind die Lehrer verpflichtet, die Jugend ‚nationalsozialistisch‘ zu unterweisen.

1933 wann/wie/wer (?): ‚Gleichschaltung‘ der Vereine; Verbot der Zeitungen.

 

1934

20.01.1934: Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit

30.06.-02.07.1934: Niederschlagung der angeblichen Röhmrevolte (SA); Mordaktion gegen politische Gegner mit Hilfe von SS und GeStaPo.

20.10.1934: Verordnung über die „Deutsche Arbeitsfront“.

1934: In der „Siedlung“ am Palmbuck werden zehn Reihenhäuser gebaut; Entkiesung des Gebietes entlang der Breg (= Material für den Kasernenbau in Donaueschingen). Während der folgenden Jahre werden in der NS-Zeit in Bräunlingen unter anderem folgende Bauprojekte realisiert: Bau der Reichenauer Straße, Bau von privaten Wohnhäusern, Entfernung der Dampfmaschine und Einrichtung einer Wäscherei im E-Werk. In Eigeninitiative der Bevölkerung werden an der Buchhalde, an der Steig, am Hexenbuck und am Eichhölzle Bunker gebaut. Im Schulhaus wird ein Verpflegungsdepot untergebracht.

Wann (?): Bräunlingen verliert seinen Status als „Stadt“ und gilt jetzt nur noch als „Gemeinde“.

1930er-Jahre: Aufführung mehrerer Schauspielfasnachten mit ‚völkischer‘ und antisemitischer Tendenz, u.a. verfasst durch den Freiburger Lehrer Hans Brandeck; ‚Re-Germanisierung‘ der Bräunlinger Fasnacht; Besuche von Studentengruppen mit dem nationalsozialistischen Volkskundeprofessor Dr. Eugen Fehrle.

1934: Die Familie Zimmt (Vater Fritz, Mutter…. und Sohn Herbert), eine Familie jüdischen Glaubens, kommt von Sprottau/Niederschlesien nach Bräunlingen, erwirbt in der Blaumeerstraße 13 das ehemalige „Dold’sche“ Haus und eröffnet am 13.Mai dort ein Geschäft mit Textil-, Glas- und Porzellanwaren. Die Zeitung schreibt „Besitzwechsel und Geschäftseröffnung. Bräunlingen, 13.Mai. Herr Kaufmann Z i m m t hat hier das von ihm erworbene ehemalige Dold’sche Anwesen in der Blaumeerstraße zur Einrichtung eines Textil- und Glas- und Porzellangeschäftes umgeändert. Das Geschäft wurde am Samstag eröffnet und wir sich wohl allgemeinen Zuspruchs erfreuen dürfen“. Fritz Zimmt ist zu diesem Zeitpunkt 45 Jahre alt, Frau Zimt 27 Jahre. Sie sind mit den Donaueschinger Familien jüdischen Glaubens Guggenheim und Weil befreundet. Gegen die beiden Donaueschinger Familien wird später in der ‚Reichsprogromnacht‘ massiv vorgegangen.

1934: Vikar Martin Walter, zusammen mit Dekan Julius Meister ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten, wird aus Bräunlingen wegversetzt. Sein Nachfolger, Vikar Alfred Burger, ist pro-nationalsozialistisch eingestellt und arbeitet diesen zu – zum Leidwesen der katholischen Vereine und des Pfarrers.

 

1935

16.03.1935: Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht

1935 (wann?): der „braune“ Vikar Alfred Burger wird aus Bräunlingen wegversetzt.

15.09.1935: Verkündigung der antisemitischen „Nürnberger Gesetze“

23.09.1935: SA-Aktion gegen Stadtpfarrer Dekan Julius Meister; schmähliche Verabschiedung und Ortsverbot. Nachfolgend lebt Julius Meister bis zu seinem Tod in Donaueschingen. Sein Status bleibt zunächst in der Schwebe; urkundlich „verzichtet“ er erst im April 1936 auf seinen Bräunlinger Pfarrtitel. Noch vor Kriegsende, am 15.07.1944, stirbt er in Freiburg und wird in Donaueschingen beerdigt. Kurz nach der Aktion gegen Dekan Meister wird Bernhard Moosbrugger (Zentrum) für eine kurze Zeit nach Donaueschingen ins Gefängnis gebracht; dies ist – so ein Zeitzeuge - eine kurzfristig schützende Maßnahme des Polizisten Hirt, der dadurch angeblich eine schlimmere Deportation Moosbruggers in ein KZ verhindert.

 

1936

1936: Fa.Straub treibt den Wellpappenvertrieb jetzt stark voran (nach vorausgehenden großen Investitionen für Baumaßnahmen und Maschinen). (Später, wann?: Einführung einer Betriebskasse für den Fall von Verdienstausfällen).

1936: Ratsschreiber und NSDAP-Geschäftsführer Ferdinand Hofacker wird „Gildenmeister“ der Bräunlinger Narrenzunft und setzt der Bräunlinger Fasnet seine ‚völkische‘ Prägung auf; außerdem auch im Heimat- und Trachtenbund, der Kilbig und in den verschiedenen kulturellen Veranstaltungen im Jahreslauf. Angeblich bringt ihn das ‚Reichserbreinheitsgesetz‘ selber in Schwierigkeiten. In der Nachkriegszeit prägt Ferdinand Hofacker weiterhin mit der ihm eigenen Art das kulturelle Leben in Bräunlingen, unter anderem organisiert er das große Jubiläum der Stadt. 1958 begeht er Suizid.

29.03.1936: Volksbefragung: Billigung der Politik Hitlers mit 99% der Stimmen

März 1936: Frater A. Albietz wird am 26.03.1936 zum Pfarrer von Bräunlingen ernannt. Am 30.März wird er angewiesen und soll zum 22.April nach Bräunlingen ziehen. Aufgrund seiner gesundheitlichen Verfasstheit nimmt Fr. Albietz dies aber nicht an.

17.04.1936: Julius Meister „verzichtet“ urkundlich auf seinen Bräunlinger Pfarrtitel

14.04.1936: Kaspar Hanner wird zum neuen Pfarrer von Bräunlingen ernannt; zum 22.04. wird er nach Bräunlingen angewiesen; ab 03.05. ist er in Bräunlingen als Pfarrer „installiert“.

 

1937

04.03.1937: Enzyklika des Papstes „Mit brennender Sorge“

1937: Der Schützenverein wird von der SA übernommen (Zeitzeuge).

05.11.1937: Hitler enthüllt seine Kriegspläne (Hoßbach-Niederschrift)

 

1938

09.11.1938: Großer Judenpogrom in Deutschland („Reichskristallnacht“)

Das Kaufhaus Zimmt (Blaumeerstraße 13) wird zunehmend boykottiert. Um sich noch etwas Kundschaft zu halten, hängt Herr Zimmt ein Hinweisschild auf ‚Eingang auch von hinten‘. Auf der Straße vor dem Kaufhaus Zimmt steht nun eine Schmiererei ‚Die Juden sind unser Unglück!‘. Ein paar jüngere Arbeiter des Ortsgruppenleiters verüben im Frisörsalon Hasenfratz ein tätlichen Anschlag: Fritz Zimmt wird verprügelt und es werden ihm Zähne ausgeschlagen. Die Zimmts sehen sich zum Verkauf des Anwesens und ihres Geschäftes, ihres Hab und Guts und zur Ausreise gezwungen. Die Zeitung schreibt „Bräunlingen. (Im arischen Besitz). Der Grundbesitz des Fritz Zimmt, Kaufhaus, ist auf die Eheleute Ferdinand Hofacher I und Frida, geb. Scherzinger, im Zuge der Arisierung übergegangen“. Das Ehepaar Hofacker eröffnet am 13.Mai 1938 das „Kaufhaus Ferdi“. In der Zeitung ist hierzu zu lesen „Das Anwesen, das vorübergehend in jüdischem Besitz war, hat nun wieder einen arischen Nachfolger erhalten“. Fritz Zimmt ist Deutscher jüdischen Glaubens, hat im 1.Weltkrieg als Soldat gekämpft und eine schwere Kriegsverletzung davongetragen und ist Träger des „Eisernen Kreuzes II“ und des Deutschen Verwundetenabzeichens. Ende 1938 fahren die Zimmts zunächst nach Sprottau zu ihren Geschwistern und planen die Ausreise. Sie dürfen zwei bis drei Kisten Gepäck mitnehmen. Seinen Hund wollte er den Nachbarn anvertrauen, dafür sogar die Hundesteuer 2 Jahre im Voraus bezahlen, doch der Hund wird schließlich erschossen. Am 18. Februar 1939 reist die Familie zunächst nach Genua, dann mit dem Schiff nach China, Shanghai. Fritz Zimmt stirbt 1945. Seine Frau und sein Sohn Herbert leben später in Palästina/Israel, wo Herbert eine Werkstatt betreibt.

Wann (?): auch weitere ‚andere‘ Bräunlinger haben nun unter der NS-Herrschaft zu leiden: Ein Bräunlinger hat geschielt, wird operiert und kommt infolge ‚oben aus‘, dann wird er wegen ‚schwacher Nerven‘ angeblich in eine Heil-und Pflegeanstalt eingeliefert und stirbt angeblich an Lungenentzündung. Ein anderer ist geistig recht schwach, da geht dann etwas in Richtung Sterilisation. Angeblich werden mehrere Männer kastriert. Eine Familie hat einen behinderten Sohn, zu seinem Schutz behalten sie ihn im Haus versteckt, um ihn vor Schlimmeren zu bewahren. Einen Bräunlinger wird ‚geholt‘, nach ein paar Wochen ist er angeblich an Lungenentzündung gestorben (Frage: handelt es sich hier um den gleiche Person wie schon weiter oben genannt oder ist es eine andere?).

1939

15.03.1939: Einmarsch deutscher Truppen in Böhmen und Mähren; 23.03.1938: Einmarsch deutscher Truppen ins Memelgebiet.

01.09.1939: Beginn des deutschen Angriffs auf Polen; 03.09.1939: Kriegserklärung der Westmächte an Deutschland.

1940

09.04.1940: Deutscher Überfall auf Dänemark und Norwegen

10.05.1940: Deutscher Angriff auf Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich; Beginn des Westfeldzuges; 22.06.1940: Abschluss eines deutsch-französischen Waffenstillstandes.

 

Wann(?): Im Schulhaus wird ein Rüstungsbetrieb eingerichtet. Viele Kriegsgefangene, Fremdarbeiter und Zwangsdeportierte aus Polen, Serbien, Frankreich und Russland kommen nach Bräunlingen. Z.B. arbeiten in der MEZ Frauen aus Russland; dort gibt es eine chemische Garnproduktion, die Lebenserwartung der dort Arbeitenden ist gering.

 

1941

Febr.1941: Aufstellung eines deutschen Afrikakorps unter Rommel

20.05.1941: Vorkommnis an der Milchsammelstelle Bräunlingen: Die Milchsammlerin Philippine Beha (geb.01.05.1889 in Bräunlingen), äußert sich regimekritisch. Dies führt am 17.06.1941 zu einer Strafanzeige bei der GeSTaPO in Singen a.H.; Delikt: „Vergehen gegen das Heimtückegesetz“.

22.06.1941: Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion

31.07.1941: Göring beauftragt Heydrich mit der völligen Evakuierung der europäischen Juden

22.10.1941: Erste Deportierungen (von Juden) aus dem Reich angeordnet

11.12.1941: Deutschland erklärt den Krieg an die USA

Kriegswinter 1941 (1942?): Demontage der Bräunlinger Kirchenglocken zu Kriegszwecken (hiervon ist angeblich eine Fotografie vorhanden).

 

1942

20.01.1942: Wannseebesprechung über die Endlösung der Judenfrage

April/Mai/Juni 1942: Vikar Kurt Habich, zuvor 2 Monate in ‚Schutzhaft‘ in Karlsruhe, ist nun als Seelsorger in Bräunlingen. Im Juni 1942 wird er bereits wieder in Schutzhaft genommen und kommt in der Zeit von Juni bis August in Gefängnisse nach Konstanz, Singen, Friedrichshafen, Ulm und Ingolstadt. Vom 7.8.1942 bis 28.März 1945 ist er im Konzentrationslager Dachau. Nach seiner Entlassung kommt er 1945 noch einmal kurz nach Bräunlingen und hält vor einem kleinen, ausgesuchten Zuhörerkreis einen Vortrag über seine Zeit im KZ Dachau. In der Nachkriegszeit hält er in der ganzen Erzdiözese Vorträge über das – für ihn – enttäuschende ‚feige‘ Verhalten der Katholischen Kirche während der Nazizeit. Der Amtskirche ist seine Erinnerungsarbeit lästig.

Von den Bräunlinger Soldaten fallen vor allem die Jahrgänge 1917-1921, besonders der Jahrgang 1918. Wer nicht krank ist, ist mittlerweile beim Militär. 1942 fallen sehr viele. (Zeitzeugen)

 

1943

31.01.1943: Ende der Schlacht um Stalingrad

22.02.1943: Hinrichtung der Geschwister Scholl

13.03.1943: Mißglücktes Attentat auf Hitler durch Offiziere der Heeresgruppe Mitte in Rußland

12.05.1943: Kapitulation der letzten Streitkräfte der Achse in Nordafrika

 

1944

15.07.1944: Julius Meister stirbt in Freiburg und wird hernach in Donaueschingen beerdigt.

20.07.1944: Attentats- und Staatsstreichversuch der deutschen Opposition gegen Hitler

16.12.1944: Beginn der Ardenenoffensive

 

1945

25.04.1945: Erster Kontakt der Westalliierten und Sowjetrussen bei Torgau an der Elbe

30.04.1945: Selbstmord Hitlers in der Reichskanzlei in Berlin

1945: Kurz vor Kriegsende gibt es ein Hin-und Her von SS-Truppen.; in den letzten Kriegswochen April 1945 gerät Bräunlingen unter Beschuss, jedoch kein Trommelfeuer. Im Haus Ewald (Hauptstrasse) brennt der Dachstuhl; in der Sommergasse werden Häuser durch Bomben beschädigt; ein Gussbrunnen wird zerstört.

1.Mai (?) 1945: Vikar Ley und ein französischer Kriegsgefangener werden initiativ und bewahren Bräunlingen vor einem Trommelfeuerbeschuss, indem sie mit den von Hüfingen her kommenden Franzosen und Marokkanern in Kontakt treten und mitteilen, die Stadt sei offen und leiste keinen Widerstand. Zwei französische Panzer fahren durch das Stadttor in die Kirchstrasse und machen vor dem Rathaus Halt. Einige Bräunlinger hängen die weiße Fahne aus den Fenstern. In der folgenden Nacht zieht die SS durch die Stadt und erkundigt sich danach, wer die weiße Fahne beim Kirchturm ausgehängt hat. Der NSDAP-Ortsgruppenleiter hält sich versteckt und flüchtet später heimlich in einem Heuwagen und bleibt 2 Jahre lang an einem geheimen Ort (unseres Wissens bei Verwandtschaft in der Schweiz). Die Soldaten beschlagnahmen die Bürstenfabrik Schmid und richten dort Quartier ein. Das ‚Gouvernement francaise‘ wird in der Schreinerwerkstatt von Karl Baumeister eingerichtet. Auch in einigen anderen Wohnhäusern wird der 1.Stock beschlagnahmt und Quartier bezogen. Ebenfalls beschlagnahmt werden das Bauunternehmen Simmerer und die Gasthäuser Adler, Graf, Linde und Fortuna. Mit den französisch-marokkanischen Soldaten ‚konnte man noch zufrieden sein‘, es werden jedoch einige Frauen vergewaltigt. Es kommt zu einigen kleinen Plünderungen, z.B. Silberbestecke. Einige Bräunlinger Nazi werden zunächst nach Hüfingen in einem KZ interniert, u.a. auch der Schützenmeister – ganz anders Prinz Max von Fürstenberg: obwohl er in nationalsozialistischer Funktion war, wird er nicht interniert und wird sogar für kurze Zeit Landrat, er bemüht sich jedoch, dieses Amt so schnell als möglich wieder los zu werden. Ein Bräunlinger Polizist wird in der Hüfinger Internierung geschlagen, weil er früher einen polnischen Kriegsgefangenen ‚wie Vieh‘ behandelt hat. Einige Bräunlinger mit fraglichem Charakter, die anfangs der NS-Zeit zur NSDAP ‚übergelaufen‘ waren, wenden jetzt wieder ihr Fähnchen und haben ‚viel zu sagen‘. Erst gegen Ende der 40er-Jahre ‚normalisieren‘ sich die Verhältnisse in der Bräunlinger Bürgerschaft.

02.05.1945: Kapitulation der Reichshauptstadt Berlin

09.05.1945: Bedingungslose Kapitulation Deutschlands

Wann (?): Die Franzosen erbeten Vorschläge für die Einsetzung eines Bürgermeisters. Im Gespräch sind drei Personen: Dachs (Kommunist), Bernhard Moosbrugger und Carl Hornung (beide Zentrum), die beide aus verschiedenen Gründen ablehnen. Schließlich erklärt sich Johannes Zirlewagen bereit und wird von den Franzosen als Bürgermeister eingesetzt. Er macht sich bei der Bevölkerung nicht gerade beliebt, weil er die Anweisungen der Franzosen ausführt und ‚den Leuten das Vieh aus den Ställen holt‘.

Wann (?): „Entnazifizierungsprozesse“ auch für Bräunlinger Bürger.

Nach Ende der NS-Herrschaft:„Die, die sich keine Vorwürfe machen mussten, traten nicht nach außen. Wiederum nahm man auch geschäftliche Rücksichten… Der Jugend scheute man zu erzählen, was man als Soldat erlebt hatte“ und „an einer Vergangenheitsbewältigung war man nicht interessiert, man musste sorgen, dass man was zu essen hatte“. (Zeitzeugen)

 

Ende 1945 (Nov/Dez): Amtliche Feststellung von Kriegsschäden im Landkreis Donaueschingen. Für Bräunlingen ist notiert: 4 Häuser ganz zerstört, 162 teilweise.

Dezember 1945: „Zurückhaltung von Waren verboten“, Bezugsbescheinigung (Zeitung)

 

„Nach dem zweiten Weltkrieg“ (wann?): Fa. Straub-Wellpappe baut ein neues Fabrikgebäude hinter der ehemaligen Mühle und kauft eine neue, moderne Wellpappenanlage. Mit der Gründung der Papierfabrik Vreden schafft die Firma 1952 eine komplette Lieferkette.

 

1946

26.01.1946: Volkszählung – (Ergebnisse:…..)

02.04.1946: Gründung „Christlich Soziale Volkspartei“

09.09.1946: Gründung des Verbands der Körpergeschädigten, Arbeitsinvaliden und Hinterbliebenen

1946: die Bräunlinger Bevölkerung erlebt dieses Jahr als das ‚ärmste‘ Jahr. Nach dem Krieg gibt es ein paar tragische Vorkommnisse, z.B. versehentliche Schüsse mit anschließendem Handgemenge, bei dem zwei Franzosen getötet wurden.

Ab 1946 wird bei Straub und MEZ wieder produziert – nach dem Krieg geht es ‚irgendwie‘ weiter, alle arbeiten wieder, Arbeit ist mässig da. (Zeitzeuge)

Hier einarbeiten: Daten der Gemeindewahl 17.9.1946 und der Bürgermeisterwahl 22.September 1946 aus Q: „Politischer Neuanfang in Bräunlingen“

 

1948

Frühjahr 1948: viele Flüchtlinge aus Ostpreussen und andernorts kommen bzw. werden zwangszugewiesen, das erreicht 1949 seinen Höhepunkt. Bräunlingen beherbergt insgesamt ca. 500 Flüchtlinge. Der Landkreis liefert sie vor dem Rathaus ab, für alles Weitere hat die Stadt zu sorgen. ‚Die Gewöhnung an die Kriegsflüchtlinge ging lang‘.

Februar: Erste Fasnacht der Hanselgilde/Narrenzunft nach dem Krieg

Juli: Erweiterung der Baumwollspinnerei in der Fa. MEZ AG, weibliche Arbeitskräfte gesucht.

Juli: Adolf Schmid II eröffnet sein „Lichtspieltheater“ (Saal im „Reichsadler“).

August: Milchverwertungsbescheid. Landwirte schicken eine Resolution ans Wirtschaftsministerium, sie fordern Schuhwerk, Kleidung und landwirtschaftliche Maschinen.

Oktober: „Flüchtlingsaufnahme mit Schwierigkeiten“ – Platz ist vorhanden, mehr Verständnis für die Not der anderen! (Zeitung)

18.10.1948: Erster „Schätzelemärt“ nach dem 2.Weltkrieg

14.11.1948: Gemeinde- u. Kreistagswahlen (Daten hier einarbeiten)

29.11./5.12.1948: Bürgermeisterwahlen (Daten hier einarbeiten)

Bürgermeisterwahl in Bräunlingen. Die CDU will den bisherigen von den Franzosen eingesetzten Bürgermeister Johann Zirlewagen nicht aufstellen, den sie zwar für einen ehrlichen Menschen hält, aber nicht als geeignete Persönlichkeit. Gründung der „Bürgervereinigung“ u.a. mit Ferdinand Hofacker. Die Bürgervereinigung will den ehemaligen NS-Bürgermeister Julius Hummel als Kandidat für die Bürgermeisterwahl aufstellen. In der Bürgervereinigung schließen sich einige ‚nationalsozialistische Aushängeschilder‘ zusammen, unter anderem auch, weil sie von der CDU nicht genommen werden. Schließlich treten zwei Kandidaten an: Johann Zirlewagen und Bernhard Blenkle. Bernhard Blenkle gewinnt die Wahl knapp vor Johann Zirlewagen und wird Bürgermeister. Johann Zirlewagen hat sich zuvor in den Gemeinderat wählen lassen und ist somit weiterhin im Rat der Stadt. „Danach war Einigkeit im Bräunlinger Stadtrat“. In der ersten Nachkriegswahl (zum Gemeinderat?) „erhielten die Kommunisten 99 Stimmen“ (Zeitzeugen).

23.12.1948: Einwohnerschaftsversammlung (Turnhalle): u.a.: Flüchtlingsfragen/Neubürger

 

1949

Hier einarbeiten: Daten der Bundestagswahl 14.08.1949 aus Q: Politischer Neuanfang

Wann?: Angehörige werden gesucht – Heimatvertriebene – Flüchtlingsausschuß. „Kriegsvermißte können für tot erklärt werden (Amtsgericht Donaueschingen).

Mai: Neubau Wohnungen Sommergasse

Mai: Schülerspeisung für Kinder

Juli: Erstes „Gauturnfest“ nach dem Krieg

 

1950er-Jahre

1950, wann?: Aufforderung an die Einwohnerschaft, ehemaliges Wehrmachtseigentum und Gegenstände zweifelhafter Herkunft (Fahrzeuge, Tiere, Baracken) abzugeben.

Februar 1950: Gewerkschaftsgründung Textil in der MEZ AG – hatte seit Währungsreform geruht.

April 1950: Bräunlinger Ortsnetz wird auf Drehstrom umgestellt.

Juli 1950, Fest Peter u. Paul: Weihe der neuen Kirchenglocken

Juli 1950: Richtfest der Siedlung im Gewann Ebermann: „Mehr Flüchtlinge als Aufnahmeraum“.

August 1950: „Rege Bautätigkeit in Bräunlingen“ (Zeitung)

September 1950: „Neubürger, Wohnraum und Arbeitsplätze“ (Zeitung)

Hier einarbeiten: Daten der unverbindlichen Volksbefragung zum Südweststaat 24.09.1950 aus Q: politischer Neuanfang

Hier einarbeiten: Daten der Volksabstimmung zum Südweststaat 09.12.1951 aus Q: Politischer Neuanfang

1950er-Jahre: wichtige Projekte der Stadt werden angegangen: Stadthallenbau, Bregbegradigung, Umbau des Elektronetzes, Stauseeerweiterung.

1953/1954: Die Stadt Bräunlingen erhält aus Donaueschingen die Mitteilung, das Holzkreuz auf dem Grab von Dekan Meister sei arg mitgenommen, ob die Stadt Bräunlingen nicht als Anerkennung des Unrechts, das Meister angetan wurde, einen Grabstein stiften wolle. Die Stadt veranlasst einen Grabstein.

 

1960er-Jahre

1964: Veröffentlichung der „Geschichte der Stadt Bräunlingen“ von Dr. Johann Baptist Hornung im Selbstverlag der Stadt Bräunlingen; Dr. Hornung geht auf die zurückliegende nationalsozialistische Zeit Bräunlingens so gut wie nicht ein. Mit Ausnahme der Sammlung von Zeitzeugenaussagen (1991-1993), 1996 herausgegeben durch einen selbstorganisierten Arbeitskreis, sowie zwei kleineren Befunden von Christoph Nobs zu Hornungs u. Balzers Stadtgeschichtsbüchern inklusive jüdischer Geschichte, dem Beitrag zu „Dekan Julius Meister“ von Richard Zahlten (1997) und dem Beitrag „Fasnet und der Nationalsozialismus“ von Wolfgang Kropfreiter in der Festschrift der Narrenzunft (Dezember 2014), wurde unserer Kenntnis zufolge „offiziell“ bisher die örtliche NS-Zeit nicht aufgearbeitet und es finden sich auch im Kelnhofmuseum keine Hinweise.

1984

Die Stadt Bräunlingen veranlasst einen unkommentierten Nachdruck von Dr. Eugen Balzers Stadtgeschichte aus dem Jahre 1903.

 

1988/1989

In Donaueschingen findet ein Treffen statt von Pfarrern, die im KZ waren. Obwohl es einigen Bräunlingern gesagt wird, ‚gestiert‘ sich die Bräunlinger Gemeinde nicht. (Zeitzeuge)

 

1991

„1991 gab es ein Fest im Kindergartenhof. Dort machte ein Alt-Nazi eine einschlägige Bemerkung, woraufhin die Tischgesellschaft energisch widersprach und die Emotionen hochgingen“ (Zeitzeuge)

Aufgrund der zufälligen Entdeckung, dass die Ruhezeit des Grabes von Dekan Meister in Donaueschingen abgelaufen ist und das Grab aufgehoben werden soll, kommt sein Grab nun nach Bräunlingen zu den Priestergräbern an der Remigiuskirche. Am Allerheiligenfest feierliche Segnung.

 

1991-1993

Interviews mit bräunlinger Zeitzeugen

 

1994-1996

Redaktionelle Bearbeitung der Zeitzeugengespräche, dazu Gruppengespräche mit den Zeitzeugen.

 

1996

Volkstrauertag, 17.11.1996: In einer ersten öffentlichen Veranstaltung werden die Zeitzeugenaussagen vorgestellt mit anschließender Diskussion. Mit Unterstützung der Stadt Bräunlingen werden die Zeitzeugenaussagen als schriftliches Dokument der Bürgerschaft, den Schulen und anderen Interessierten zur Verfügung gestellt. Die Veranstaltung moderiert der aus Bräunlingen stammende Tilmann Moser; er hat einen Vortrag erarbeitet und trägt diesen vor.

 

1997

12.Januar 1997: zweite öffentliche Veranstaltung zur Vergangenheitsbewältigung mit Weiterführung der Diskussion. Der Schwerpunkt liegt diesmal bei den Rückmeldungen zu den Zeitzeugenaussagen.

März 1997: Richard Zahlten veröffentlicht sein Buch „Die Unbeherrschbaren. Priesterlicher Widerstand im Landkapitel Donaueschingen 1933-1945“, darin auch die Geschehnisse mit Dekan Julius Meister.

4.Mai 1997: dritte öffentliche Veranstaltung zur Vergangenheitsbewältigung mit Weiterführung der Diskussion. Der Schwerpunkt ist die Frage der damaligen und heutigen Verangenheitsbewältigung.

21.Sept. 1997: vierte und vorläufig letzte öffentliche Veranstaltung zur Vergangenheistbewältigung, diesmal zum Thema „Kriegsende und Bestatzungszeit“. Arnulf Moser, der Bruder von Tilmann Moser, hält hierzu einen Vortrag.

 

Zwischenzeitlich

Der Arbeitskreis erinnert in Abständen den Bürgermeister und die Museumsbeautragte an die Zusage, die Zeit des Nationalsozialismus im Kelnhofmuseum zur Darstellung zu bringen. Die jährlichen Reden des Bürgermeisters zum Volkstrauertag sind von hoher Sensibilität und Wachsamkeit geprägt.

 

2014

Dezember: Zum 125-jährigen Bestehen der Narrenzunft „Eintracht“ Bräunlingen erscheint deren Festschrift als Buch. Der Beitrag „Fasnet und der Nationalsozialismus“ sorgt für eine kritische Aufarbeitung. Historische Fotografien, Zeitungsbeiträge und andere Quellendokumente werden gesichert.

 

2017

Sommer 2017: Rüdiger Schell, pensionierter Donaueschinger Gymnasiallehrer für Geschichte, arbeitet seit einiger Zeit intensiv mit örtlicher Perspektive am Thema ‚Zwangsarbeit in der NS-Zeit‘.

Sommer/Herbst 2017: der Arbeitskreis „Bräunlingen in der Zeit des Nationalsozialismus“ reaktiviert sich. Beschlussfassung für die Homepage www.Geschichtswerkstatt-Braeunlingen.de als „offenes Projekt“. Außerdem Überlegungen zu gelegentlichen Veranstaltungen. Kontaktaufnahme mit verschiedenen Personen, Initiativen und Institutionen, die andernorts NS-Themen aufarbeiten. In Donaueschingen ganz aktuell die Ausstellung und Veranstaltungsreihe zum Gedenken des 75.Todestag von Heinrich Feuerstein. Friedrich Engelke (Furtwangen/Pfaffenweiler) und Hans Keusen (Bräunlingen) arbeiten am Thema „NS-Euthanasie“. Mit einem Pressebericht am 22.11.2017 wird die Bevölkerung informiert über die neue Homepage und die „Geschichtswerkstatt“; damit verbunden der Aufruf an die Bevölkerung zur Mitwirkung.

(Stand: 27.11.2017)

 

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